Mitteilungen aus dem Genealogischen Archiv Kreplin Nr.3/1987
Verfasser: Klaus-Dieter Kreplin, zum Nordhang 5, D-58313 Herdecke
©1987-2000 Klaus-Dieter Kreplin Reihe N Nr.1
Web-Version von: ISSN 0933-7148

Inhalt: Übersicht zu den Mitteilungen
Thomas Herings Beschreibung der Pfarrei Jannewitz Kreis Lauenburg von 1654

Wie zu Schweden, so besaß Pommern auch vielfältige Beziehungen zu Dänemark. Daher finden sich bei den in Dänemark bis heute in ungebrochener Tradition publizierten Familiengeschichten ("Personalskrifter") nicht selten pommersche Vorfahren. Als Beispiele seien genannt "T.M. Werner og hans slaegt" von Hans Werner, erschienen Kopenhagen 1931, beginnend mit Joachim Detloff Werner * Demmin 9.1.1756 und seinem Bruder Johann Jacob * ebd. 8.1.1758, und "Slaegten Heering" von Peter N. Heering, erschienen Kopenhagen 1900, beginnend mit Thomas Hering * ca.1630, Pastor in Groß Jannewitz Kreis Lauenburg.

Besagter Pastor Hering hat nun im ältesten Kirchenbuch von Groß Jannewitz von 1657, begonnen also nach dem Erwerb von Lauenburg und Bütow durch Brandenburg im Vertrag von Welau, einen Bericht über den Zustand der Pfarrei bei seinem Amtsantritt 1654 verfaßt. Dieser ist, unter Bezug auf eine Abschrift des Majors Hans Hering in Trier, den Verfasser der 1898 herausgegebenen "Nachrichten über die westphälisch-pommersche Familie Hering", in der dänischen Familiengeschichte in der Originalfassung abgedruckt. Da über den Verbleib des Jannewitzer Kirchenbuches bisher nichts festgestellt werden konnte, mit einem Verlust zu rechnen ist, so wurde damit ein Dokument zur hinterpommerschen Geschichte der Nachwelt erhalten, das wir hier wiedergeben.

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Aufsatz und Verzeichnis, wie ich Thomas Heering bey mein Antritt in Jannwitz, betreffend die Kirche. Widam und was dem anhängig gefunden:

Patroni waren die weylandt wollgebohrenen Herr Christian Heinrich von Jannewitz, wolmeritirter Rittmeister, und der wohlgebohrne Herr Lorentz von Jannewitz, Beyde auf gross und klein Jannwitz Erbherren.

Von welchen Ich mit einmütigem Consens der sämptlichen Eingepfarten, derer von Adel, als der gantzen Gemein im Nahmen Gottes vociret bin Anno 1654 am Tage Mariä Reinigung. Provisores der Kirchen waren die wolgebohrenen Herren Herr Georg Pirch auf Guzlau und Herr Stephan Pirch auf Rettkewiz Erbherr.

Diakoni waren Grzen und Brzysh in Jannewiz, Jürgen Wenzlaff aus klein Jannewiz und von Rosgars der Schulz.

Der Küster Hans Brückmann, ein Schneider.

Die Kirche war dahmals vor 2 Jahren als Anno 1652 neu bis an den Thurm gebaut. Und haben die südliche Seite sämptliche Herren Pirchen, die nördliche aber die Herren Jannewitzen, die sämptliche Puggerschausche und Rosgarsche zusammen gebaut, nehmlich das sie das Holz und Hülf den Zimmerleuthen gegeben. Die Zahlung aber den Zimmerleuthen und Maurern von der Kirche genohmen, wie ich von ihnen berichtet wurde.

Bey meiner Investitur wohnete In der Widam Tit. Jungfer Elisabeth Blissen bis etliche Wochen nach Ostern. Mittlerweile hatte ich Stub und Tisch beym Tit. Herrn Rittmeister als Eltestem Patrono. Nachdem genannte Jungfer die Widam evacuiret hatte, bezog ich die ledige Widam, ohn einiges lnventarium und fand ich nichts darin, als einen alten Nachttisch. Die Wintersaaten waren bestellet und die ... mit Roggen besäet, aber nicht bemistet. Als habe ich Mist gekaufet und die Sommersaaten selbst bestellet. Auch folgendes in der Widam, die Kammern in dem Hof, den Holzstall und Wagenschur auf meine Unkosten gebaut. Die Kirche, so neu war, war mit kleine Bänken oder Stühlen bebauet, wurde aber folgendes nach dem schwedischen Kriege bebauet. Die von Adel liessen ein jeder auf eigene Unkosten bauen. Die andern Gestühl und Bänke, so wol des Priesters als der Gemeine wurden wie auch die Chore von den Kirchen Unkosten gebauet, ausgenommen das Chor über dem Predigergestühl bis der Tit. weylandt wolgebohrene Herr Starost mit Consens der Herren Patrone und auch des Predigers in so weit das über das Gestühl gehet, gebauet.
Von Schriften und Nachrichtung habe bey der Kirchen nichts gefunden. Den wie der Seel. Hr. Josua Schwartz fünffzigjähriger Prediger in Jannewiz wegen Alter vnd Schwachheit abgedancket, soll, wie ich bin berichtet worden, der Seel. Herr Friederich Jannewiz als eltester Patron alle Schrifften, Uhrkunden vnd Matricule was bey der Kirchen vorhanden gewesen zu sich genohmen haben und auch behalten haben. Dahero ich ganz keine Nachricht habe könen haben als was von Seel. Tit. Herrn Rittmeister Christian Heinrich Jannewizen vnd anderen alten Leuthen, die mich berichtet, das der vorgedachte H. Josua Schwartz nicht wäre verbunden gewesen Deutsch sondern nur Polnisch zu predigen vnd so war ich auch noch darzu verbunden. Mein Antecessor hatte Polnisch gekonnt, dasselbe nur gelesen, also hatte er Deutsch geprediget. Der Prediger hatte auch aus ieglichem Hoff vnd auch aus iedem Dorff 2 Fuder Heu bekommen. Vnd weil die von Adel deutsche Frauen gehabt vnd den Prediger ersuchet mit auch den Deutschen zu predigen, hatten sie ihm davor aus iedem Hoff 1 Schock Roggen vnd 1/2 Achtel Butter gegeben. Von dem Pfaffenteich in Janwiz sol der zuvor sein eine Wiese gewesen, zur Widam gehörig: es haben aber die Patroni mit dem Priester gehandelt, das er sie abtreten mochte vnd zum Teich gemachet und dem Prediger die Freiheit gegeben darin zu angeln, welche Freyheit auch Seel. Hr. Josua Scliwartz, meiner Frauen Grossvater, genossen vnd besass, wie auch mein seel. H. Schwiegervater mir gesaget, das er die Karpen vnd ander Fische daraus nach Belieben geangelt habe.
Vor der Reformation soll die Janwizsche Kirche eine Filia von der Garzigarschen Kirche gewesen sein. Vnd waren zu der Zeit nicht mehr Acker dabey gewesen als die Wurt war bey die ... auff diesem Felde, sampt der Wiesen, so izo der Papenteich ist vnd den auch eine Wiese im Mohr am Strom. Folgendes da in Pomerania die Kirchen mit Evangelischen Predigern besezet vnd diese Kirche zur Pfarkirchen geworden, so war eine Hufe Landes von den Herrn Janvizen vom Kirchengelde gekauffet vnd zur Widam geleget worden. Aber wo die Wiesen zu solcher Hufe belegen, davon hat keiner wissen wollen, als das mir ein alter Paur Pavlich sagte, es wäre auch noch eine Wiese im Mohr zur Cüsterey belegen, aber es were ihm von der Wies hart verboten nichts davon zu sagen.
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Der Schwiegersohn und Nachfolger von Thomas Hering in Jannewitz, Andreas Dittmann, schreibt in ebendem Kirchenbuch über seine Vorgänger:
»Ich Andreas Dittmann. habe gehöret von meiner Frau Schwiegermutter, dass mein Antecessor Th. Hering im Ampte 48 Jahre gewesen. Noch vor diesem ist Josua Schwartz, meiner Schwiegermutter ihr Grossvater gewesen, meiner Liebsten ihr Eltervater und meiner Kinder ihr Uhrelter Vater. Derselbe ist im Ampte über 50 Jahre gewesen und ist alt geworden 100 Jahre weniger 3 Tage. Wegen seines Alters hat er abgedanket und ist bei seinem Sohne Jakob Schwartz in Lupow gestorben«.
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Thomas Hering war Nachfolger von Pastor Wagner in Jannewitz und starb in Lauenburg 1704. Er brachte seine Frau Dorothea Schwartz nach Jannewitz mit. Deren Vater war der Pastor Jakob Schwartz, Pastor bis 1636 in Waldow und dann in Lupow, Sohn des besagten Josua Schwartz, Pastor in Jannewitz von 1550-1600 und Vorvorgänger von Thomas Hering. Ihre Mutter war Elisabeth Zelak, Tochter von Pastor David Zelak in Waldow.

Es sind neun Kinder des Thomas Hering bekannt, die alle in Groß Jannewitz geboren sind:

  1. Anna Elisabeth * 23.2.1657, oo 5.12.1686 Daniel Vilkawer.
  2. Josua * 1660 (1658), + 3.5.1710, Pfarrer in Bargum mt Bredstedt in Schleswig, Stammvater der dänischen Linie,
  3. oo 2.9.1692 Dorothea Christine Lüders, get. 26.3.1662 in Flensburg, + 1732, Tochter des kgl. Fischermeisters Burchard Lüders in Söndrupsgaard bei Flensburg und seiner Frau Dorothea Holst.
  4. Jacob Christophorus * 1672, lebt noch 1705.
  5. Thomas Friederich * 1673, war beim Tode seiner Frau 1735 im Alter von 57 Jahren, Schullehrer in Lauenburg.
  6. Immanuel get. 2.12.1674.
  7. Magdalena * .... ca. 23.10.1694 Michael Semmering, Bürger und Brauer in Lauenburg.
  8. Dorothea * 13.12.1677, oo 23.2.1700 Rudolf Andreas Gemer, Pastor in Rossiger.
  9. Barbara Dorothea * 3.10.1679, oo 20.2.1705 Andreas Dittmann, Pastor in Jannewitz bis zu seinem Tode am 17.1.1749.
  10. Margaretha Christliebe * 1687, oo 12.8.1726 Friedrich Beggerow, x 8.11.1672, Pastor in Mickrow seit dem 4. Advent 1715 bis zu seinem Tode am 13.3.1725.
Gleichzeitig mit Thomas Hering lebte ein Mathias Hering, dessen Lebensgeschichte und Nachkommenschaft in den besagten "Nachrichten ..." von 1898 beschrieben sind und dessen Verwandtschaft mit Thomas Hering eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich hat. Dieser Mathias, * 14.4.1654 + 7.3.1708, war von 1679 bis zu seinem Tode Pastor an der Heiliggeistkirche in Stargard. Sein Vater, Mathias der Ältere, war um die Jahrhundertmitte Bürgermeister in Neu-Wedel in der Neumark, seine Mutter Maria Differt starb 1666. Der Vater des Bürgermeisters war Feldscherer in Nürnberg, als Gustav Adolf dort seinen Einzug im Frühjahr 1632 hielt, der ihn als Regimentsfeldscherer in schwedische Dienste nahm. Nach dem Friedensschluß zog er nach Neu-Wedel. Die Familie des Feldscherers hatte eine Überlieferung, wonach sie aus Soest in Westfalen stammte. Dort ist der Familienname Hering ab 1292 nachgewiesen. Der älteste Sohn des Pfarrers Mathias, ebenfalls Mathias mit Namen, war Pfarrer in Rützing (? wo liegt das?), der jüngste Sohn Johann Samuel, x 1683 + 1752, war Dr. jur. und Professor am Gymnasium in Stettin.

Als ergänzende Literatur wurde herangezogen DGB 30 S.364. Die Bände von Müller-Moderow über die evangelischen Geistlichen Pommerns waren leider nicht verfügbar.

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Nachtrag September 2000:

Zwischenzeitlich war es mir möglich, die Angaben mit denen bei Müller (Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Manuskriptes bearbeitet von Ernst Müller. II. Teil: Der Regierungsbezirk Köslin ..., Stettin 1912) zu vergleichen. Dort werden unter Synode Lauenburg, 10. Groß-Jannewitz (S.250 f.) als Pastoren aufgeführt:

  1. Josua Schwartz. M[üller]: ist 50 Jahre im Amt gewesen und im Alter von 97 Jahren gestorben. (Handschriftliche Anmerkung im Exemplar der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne: + 1613, *1546 (Kp: ? soll wohl sein: 1516?), nach: Dr. Pyl, Band 4, Greifswald 1895 (Kp: Wohl Pommersche Genealogien?))
  2. (M:) ... Hartmann, war nur vier Jahre hier im Amt.
  3. Servatus Wagner, war 1636, 31. Okt., bei der Lauenburgischen Synodalversammlung gegenwärtig. M: und ungefähr 24 Jahre hier im Amt.
  4. (M:) Thomas Heering verwaltete dieses Amt 48 Jahre.
  5. (M:) Andreas Dittmann war 32 Jahre hier.
Zu Friedrich Beggerow, Pastor Nr. 7 in Mickrow (Pfarre Nr. 8 in der Synode Stolp-Altstadt) schreibt Müller (S. 504):
  1. Friedrich Beggerow, 1715-25, aus Wollin (M: wurde 11. März 1688 in Frankfurt immatrikulirt, am 25. Juli 1715 zu Stargard ordinirt und am 4. Advent dess. J. hier eingeführt. + 13. März 1725.

  2. M: oo Margarete Christliebe Hering aus Jannewitz, kop. 12. August 1716 (Kp: statt 1726 wie oben)
Bei Hellmuth Heyden, Pommersche Geistliche vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, Böhlau: Köln-Graz, 1965 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern Reihe V Heft 11) finden sich auch keine weiteren Ergänzungen.
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